Anton, erzähl mal, wie arbeitet Ihr in agilen Settings?
Wir sind überzeugt, dass wir in kleinen Schritten, beispielsweise im 2-Wochentakt, von Beginn an realen Nutzen liefern sollen, welcher unmittelbar anwendbar und real überprüfbar ist. Zweitens wir sind überzeugt, dass uns das am besten mit kleinen autonomen, selbstorganisierten Teams gelingt. Jedes Team hat alle Skills, die für die Umsetzung notwendig sind. Drittens ist essentiell, dass nach jedem dieser Schritte diejenigen, welche etwas herstellen mit denjenigen, die etwas bekommen, das Ergebnis gemeinsam anschauen. Gegebenenfalls wird das Ergebnis im kommenden Schritt daraus adaptiert und es werden neue Ideen produziert. Weiters wird in einer gemeinsamen Reflexion das System für den kommenden Schritt angepasst. Damit stellen wir sicher, dass das Team und die gesamte Organisation in der Lage ist, permanent
Nutzen zu liefern, sich ständig selbst zu verbessern und Feedback von den Anwendern zu integrieren.
Was ist außerdem hilfreich, um auf diese Weise zu arbeiten?
Scrum ist ein agiles Framework. Das gesamte Team tauscht sich einmal täglich aus. Hierbei werden die Aufgaben auf einem Board für alle sichtbar klar visualisiert. Somit weiß jede/r, wer woran arbeitet,
um welchen Nutzen zu erreichen. Etwaige Hindernisse und Lösungen werden gleich besprochen. Dann haben wir - und das ist wirklich neu - eine laterale Doppelführung. Der Scrum Master schaut auf
den Prozess und ist damit verantwortlich für die Produktivität und der Product Owner schaut auf die Produktvision. Das erfordert ein gewaltiges Umdenken, aber entlastet enorm. Das Umsetzungsteam
kann sich damit auf die Qualität konzentrieren, die Scrum Masterin auf das Beseitigen von Hindernissen und den agilen Prozess, die Product Ownerin auf eine sinnvolle Reihung, was als nächstes
kommt. Ich nenne es Verantwortungsverschränkung.
Kannst Du uns aus Agilität und Scrum Ideen für das BEM mitgeben?
So früh als möglich permanent kleine Ergebnisse liefern. Das kann z.Bsp. eine Einladung an eine/n Betroffene/n sein oder ein Hilfsmittel organisieren, damit jemand leichter heben kann. Etwas Reales,
das anwendbar ist. Anschließend die eingeladene Person fragen: „Wie ist die Einladung angekommen, was war für Dich hilfreich und wo können wir besser werden“. Feedback, Feedback, Feedback.
Dem liegt die Haltung zu Grunde, die Komplexität mit der wir leben, als Geschenk zu sehen und es als hilfreich anzunehmen, dass niemand weiß, was wer braucht. Wir können es nur herausfinden indem
wir in kleinen Schritten liefern und das Produkt immer wieder anpassen. Wir sind somit immer am letzen Stand des Irrtums. Das gute ist, mit Scrum haben wir ein Framework damit das gelingt.
Für die BEM-Bevollmächtigten und die BEM-Betroffenen soll klar sichtbar sein, was gerade umgesetzt wird und was als nächstes kommt. Diese Transparenz hilft, beharrlich dranzubleiben und zeigt allen in
der Organisation den Daseinszweck vom BEM, was wiederum Akzeptanz für das BEM schafft. Abschließend möchte ich auf das 2001 definierte „Agile Manifest“ hinweisen, wo Kooperation und
Menschen ins Zentrum gerückt werden. Ich habe lediglich das Wort Software durch BEM ersetzt: „1. Individuen und Interaktionen zählen mehr als Prozesse und Werkzeuge; 2. Funktionierendes BEM
mehr als umfassende Dokumentation; 3. Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung; 4. Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans.“
Ich formuliere das Agile Manifest zusammenfassend gerne so: „Was brauche ich von Dir und was Du von mir, damit es gemeinsam gelingt.“